Radfahrer in der Autogarage
Der Mountainbiker Ralph Näf vom Team BMC und Radprofi Michael Albasini vom Team Orica Green Edge waren zu Gast bei der Radsportschule Rheintal in Oberriet.
RADSPORT. Die Radsportschule Rheintal hatte am Samstag zusammen mit der Schlossgarage Oberriet zum Event «Lernen von den Profis» geladen.
Statt der erwarteten 50 hatten sich 80 Velofreunde bei der Schlossgarage eingefunden – 45 Strassenfahrer und 35 Mountainbiker. Diese Teilnahme erstaunte Hans Hohl. «Ich bin überrascht, dass so viele Strassenfahrer gekommen sind. Normalerweise ist das Verhältnis umgekehrt», sagte der ehemalige Präsident der Radsportschule.
Prominente Gäste
Das grosse Interesse lag wohl daran, dass mit dem mehrfachen Europa- und Weltmeister Ralph Näf sowie dem Radprofi Michael Albasini und den Youngsters Patrick Jäger, Pascal Dietrich und Jan Freuler kompetente Radsportler zugegen waren, die den erwartungsfrohen Amateuren Tips und Ratschläge gaben – und später aus dem Nähkästchen plauderten.Der Event begann mit zwei anspruchsvollen Touren. Die Strassenfahrer fuhren ca. 60 Kilometer ins Fürstentum und über den Schellenberg und Kobelwald wieder zurück nach Oberriet. Wobei es sich Albasini nicht nehmen liess, seine Kräfte in den Steigungen spielen zu lassen. Auf lockere Art zeigte er den Unterschied zwischen Profi- und Hobbyfahrer.
Vom Mountainbiker Näf gab es im Gebiet Schloss Blatten Tips und Tricks für das Biken im Gelände. Seine Vorführungen erzeugten Staunen bei den fachkundigen Teilnehmern.
Geschichten aus dem Leben
Im Anschluss gab es im Showroom der Schlossgarage eine Podiumsdiskussion mit den Radprofis. Moderator Cornel Enzler, Vorstandsmitglied der RSS Rheintal, fühlte den Profis auf den Zahn. Wichtige Tips vom Training, der Rennvorbereitung, über Taktik bis zur Erholungsphase wurden preisgegeben. Der Moderator interessierte sich auch dafür, wie sie es schaffen, Beruf und Familie unter einen Hut bringen.Ralph Näf investiert ins Training rund 900 Stunden im Jahr, wobei er rund 12 000 Kilometer auf dem Rad zurücklegt. Das sind aber Peanuts im Vergleich mit Albasini. Sein Bike-Computer zeigt am Ende der Saison etwa 30 000 Kilometer an. Solche Leistungen sind laut ihm nur möglich, wenn man seinen Körper auf Sparflamme hält. «Unser Körper wird jahrelang an die Anforderungen eines Mehretappenrennens angepasst. Der Körper muss lernen, mit wenig Essen auszukommen. Wichtig ist es, die Zucker-Reserven möglichst lange zu schonen und zuerst das Fett zu verbrennen», sagte der mehrfache Etappensieger an Rundfahrten. Seinen schönsten Sieg habe er aber 2008 eingefahren, als er Vater geworden sei.
Gegensätzliches Debriefing
Viel zu lachen hatten die Zuhörer, als Enzler fragte, wie sie sich nach einem anstrengenden Rennen erholen. «Dann setze ich mich aufs Rennrad und spule ein paar Kilometer auf der Strasse ab», antwortete Näf. Bei mir ist es gerade umgekehrt. Ich schwinge mich aufs Mountainbike und gehe ins Gelände», konterte Albasini.«Ich glaube, wir haben mit dieser Veranstaltung den Nerv der Rheintaler Biker getroffen», sagt René Planchet, Präsident der RSS Rheintal, «wir erwägen, nächstes Jahr etwas Ähnliches zu machen – wobei eine Steigerung aber schwierig wird.»